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Was tun, wenn der Schulstart nach den Herbstferien schwerfällt?

Der Wiedereinstieg in den Alltag nach den Herbstferien gestaltet sich für viele Kinder und Jugendliche schwierig. 
Die kürzeren Tage und das kältere Wetter führen häufig zu Konzentrationsproblemen. 

Weniger Sonnenlicht beeinflusst die Produktion des "Glückshormons" Serotonin, was dazu führen kann, dass Kinder und Jugendliche Antriebslos und Müde sind.

Diese Herausforderungen betreffen nicht nur die schulischen Leistungen, sondern auch das allgemeine Wohlbefinden der Kinder. Viele haben Schwierigkeiten, sich auf Aufgaben zu konzentrieren. In dieser Zeit ist es wichtig, Strategien zu entwickeln, die den Kindern helfen, sich an die veränderten Bedingungen anzupassen und den Übergang zurück in die Schule zu erleichtern.
Wie kann ich damit umgehen, wenn mein Kind nach den Herbstferien antriebslos und unkonzentriert ist?
Warum ist das Thema so wichtig?

Die Kombination aus gesenkter Motivation, Schwierigkeiten bei der Konzentration und Problemen beim Aufstehen verstärkt einen negativen Kreislauf: Kinder und Jugendliche fühlen sich erschöpft und haben Mühe, sich zu fokussieren, was zu einer Verschlechterung ihrer schulischen Leistungen führt. Diese Frustration kann ihre Bereitschaft, aktiv am Unterricht teilzunehmen, weiter reduzieren. 

Zusätzlich kann die verminderte Leistungsfähigkeit das Selbstbewusstsein der Kinder und Jugendlichen beeinträchtigen, was möglicherweise zu sozialem Rückzug führt. Kinder und Jugendliche, die sich träge und unkonzentriert fühlen, neigen dazu, sich von ihren Mitschülern zu isolieren und zeigen weniger Interesse an den wichtigen sozialen Interaktionen, die in der Schule stattfinden.


Was passiert im Gehirn?

  • Cortisol und Stress: Cortisol ist ein Hormon, das uns hilft, mit Stress umzugehen. Im Herbst kann die Produktion von Cortisol durch den Lichtmangel gedämpft werden, was bedeutet, dass Kinder emotional empfindlicher auf Herausforderungen reagieren. Sie fühlen sich oft langsamer „in Gang“ und sind leichter von stressigen Situationen überwältigt, da sie weniger Energie haben, um morgens aktiv zu werden.

  • Regulation der Körpertemperatur: Das autonome Nervensystem arbeitet härter, um die Körpertemperatur zu regulieren, wenn es kälter wird. Dies erfordert zusätzliche Energie, was dazu führen kann, dass Kinder schneller frieren und mehr nach warmen Kleidungsstücken oder Nahrungsmitteln verlangen. Gleichzeitig wird die Durchblutung der Haut reduziert, was das Kälteempfinden verstärkt.

  • Genetische Unterschiede: Gene steuern, wie empfindlich das Gehirn auf Licht reagiert und beeinflussen, ob Kinder bei kürzeren Tagen schneller oder langsamer müde werden. Daher haben einige Kinder Schwierigkeiten, nach den Ferien wieder in einen frühen Rhythmus zu finden, während andere sich schneller anpassen.

  • Neuroplastizität: Das Gehirn von Kindern ist besonders anpassungsfähig, was bedeutet, dass sie ihre Tagesstruktur und ihren Rhythmus schnell ändern können. Diese Flexibilität hilft ihnen, sich an die saisonalen Veränderungen anzupassen, kann aber auch herausfordernd sein, wenn die Umstellung zu abrupt erfolgt.

  • Herbstblues: Viele Kinder erleben im Herbst eine geringere Stimmung und Motivation, oft als „Herbstblues“ bezeichnet. Dies kann durch niedrige Serotoninspiegel verursacht werden, was auch zur erhöhten Anfälligkeit für saisonale Depressionen führen kann.

  • Melatonin und Müdigkeit: Der Lichtmangel im Herbst führt zu einem Anstieg des Melatoninspiegels, was das Gefühl der Müdigkeit verstärkt. Dies passiert, weil das Gehirn bei weniger Tageslicht früher am Tag Melatonin produziert, sodass Kinder sich oft schon am Nachmittag müder fühlen.

Wie können Sie handeln?

Besonders relevant ist die Aufgabe der Eltern, aufmerksam zu prüfen, ob es spezifische Aspekte gibt, die ihrem Kind Schwierigkeiten bereiten. Für einige kann die geringere Sonneneinstrahlung eine Herausforderung darstellen, andere reagieren empfindlicher auf die Kälte oder die kürzeren Tage. Kinder, die durch den Mangel an Tageslicht oder das kältere Wetter müder werden, können sich überfordert fühlen und brauchen gezielte Unterstützung, um diese Veränderungen zu verstehen und zu bewältigen.

In meiner Erfahrung zeigen Kinder und Jugendliche oft Anzeichen von Müdigkeit und Antriebslosigkeit, wenn sich das Wetter ändert. 
Dabei ist es entscheidend, die Balance zwischen Struktur und Flexibilität zu finden. Es genügt nicht, nur Verständnis zu zeigen und offen darüber zu sprechen. Eltern sollten sich aktiv mit diesen Veränderungen auseinandersetzen und ihren Anpassungsprozess ernst nehmen, um ein gutes Vorbild für ihre Kinder zu sein. Wenn Eltern bewusst auf die Herausforderungen reagieren, bieten sie ihren Kindern wertvolle Lernmöglichkeiten.

Der Psychologe Albert Bandura beschreibt dies mit seinem Modell des Lernens am Modell: Kinder lernen durch das Beobachten und Nachahmen von Verhaltensweisen ihrer Bezugspersonen. Wenn Eltern zum Beispiel morgens trotz Müdigkeit aktiv in den Tag starten, nehmen Kinder dieses Verhalten als Orientierung auf und versuchen, es zu imitieren.

Besonders bei Wetterwechseln, etwa im Herbst, leiden viele Kinder mehr als in den konstant kalten Wintermonaten. Die Übergangsphase stellt sie vor größere Herausforderungen, weil sie sich auf die neuen Bedingungen einstellen müssen. In solchen Phasen brauchen sie einen klaren Leitfaden, um zu verstehen, warum ihnen manche Dinge schwerfallen und wie sie mit diesen Herausforderungen umgehen können. Eltern können diese Rolle übernehmen, indem sie gezielt darauf eingehen, wo ihr Kind Unterstützung benötigt, sei es durch mehr Struktur, zusätzliche Pausen oder Gespräche über das, was sie gerade empfinden.

Jeder Mensch reagiert auf das Wetter, wenn auch in unterschiedlichen Ausprägungen. Leidet man bei Wetterwechsel unter Beschwerden wie Kopfschmerzen, Schwindel, Schlafstörungen, Nervosität und Abgeschlagenheit, nennt man das „wetterfühlig“ oder auch Meteoropathie. Wetterfühligkeit ist etwas, das auf etwas Vorhandenem beruht. Das heißt: Ich habe Beschwerden, und bei bestimmten Wettersituationen oder Wetterlagen werden diese verschlimmert oder verbessert. Es sind unterschiedliche Beschwerden, die wir haben, aber primär geht es darum, dass der Körper mit der neuen Wettersituation nicht so schnell klarkommt. Das heißt, er benötigt eine gewisse Zeit, bis er sich anpasst.

Es ist wichtig, in die Tiefe zu schauen und zu erkennen, was in uns unterbewusst abläuft, welche Glaubenssätze und Erwartungen wir an unsere Kinder haben. Es gibt viele Möglichkeiten, um Worst-Case-Szenarien zu vermeiden, aber erst dann, wenn wir nachvollziehen können, in welchem Zustand wir uns aufgrund dieses abrupten Wetterwechsels befinden.
Mein Tipp für diese Jahreszeit: Passen Sie die täglichen Routinen Ihrer Kinder an die Veränderungen des Wetters an, während Sie gleichzeitig ein positives Vorbild für Struktur und Flexibilität bieten.
  1. Gespräche fördern: Ermutigen Sie Ihr Kind, über seine Erlebnisse in den Ferien und seine Erwartungen an die Schule zu sprechen. Eltern und Lehrer sollten aktiv zuhören und ein offenes Ohr für Sorgen und Ängste bieten. Dies stärkt das Gefühl von Sicherheit und Verbundenheit.

  2. Pausen und Freizeit einplanen: Planen Sie nach der Schule feste Zeiten für Pausen und freie Aktivitäten ein, um einen Ausgleich zum Schulstress zu schaffen.

  3. Helles Licht am Morgen: Sorgen Sie morgens beim Frühstück für viel Licht, indem Sie eine helle Lampe benutzen. Helles Licht signalisiert dem Gehirn, dass es Zeit ist, wach zu werden, und trägt zu einer besseren Stimmung bei.

  4. Mini-Ziele setzen: Statt zu sagen: „Heute machst du alle Hausaufgaben“, setzen Sie mit Ihrem Kind ein Mini-Ziel, wie z. B. „Wir lösen heute drei Matheaufgaben und dann gibt es eine kurze Pause.“ Kleine, erreichbare Etappen motivieren und lassen die Aufgaben weniger überwältigend erscheinen. Ein festes Ritual, wie das Lernen an einem bestimmten Lieblingsplatz, hilft Ihrem Kind, sich schneller zu fokussieren.

  5. Digitale Auszeit vor dem Schlafen: Eine halbe Stunde vor dem Schlafen sollten keine Bildschirme mehr genutzt werden. Stattdessen ist gemeinsame Zeit mit den Eltern wichtig, um den Tag ruhig ausklingen zu lassen.

  6. Freundschaften pflegen: Laden Sie einen Schulfreund oder eine Schulfreundin ein. Ein „Wiedersehen“ kann Ängste abbauen und hilft Ihrem Kind, sich wieder auf die Schule zu freuen.

  7. Versteckte Bewegung: Fördern Sie versteckte Bewegung, indem Sie Ihr Kind auf dem Heimweg ein buntes Blatt oder einen schönen Stein suchen lassen. Das bringt Bewegung in den Nachmittag, sorgt für eine natürliche Pause und gibt neue Energie für die Hausaufgaben.

Fazit

Der Wiedereinstieg nach den Herbstferien ist mehr als nur eine Rückkehr in den Schulrhythmus. Es geht darum zu erkennen, dass hinter der Verschlechterung des Verhaltens oft die Herausforderung der Anpassung an den Jahreszeitenwechsel steckt. Kinder und Jugendliche brauchen Zeit und individuelle Unterstützung, um sich an die Veränderungen anzupassen. Wichtig ist, auf ihr Tempo einzugehen und herauszufinden, was ihnen hilft, sei es mehr Licht, ein strukturierterer Tagesablauf oder einfach Verständnis für ihre Gefühle. So können sie sich stabiler und sicherer im Schulalltag zurechtfinden.

Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, meinen Blogbeitrag zu lesen. Ich hoffe, Sie konnten etwas davon mitnehmen.

Bei weiteren Fragen oder dem Wunsch nach einer persönlichen Beratung, melden Sie sich gerne für ein kostenloses Gespräch an. Lassen Sie uns gemeinsam den Start in die kältere Jahreszeit gut schaffen!



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