Wie können Sie handeln?
All die wissenschaftlichen Erklärungen oben sollen Ihnen helfen, das innere System Ihres Kindes besser zu verstehen – warum es so auf Medien reagiert und welche Prozesse im Gehirn ablaufen. Doch dieses Verständnis allein wird leider nicht zu einer Verhaltensänderung führen. Strenge Verbote, tägliche Ermahnungen oder das Aufzeigen von Gefahren mögen kurzfristig wirken, doch sie lösen selten eine nachhaltige Veränderung bei Kindern und Jugendlichen aus. Entscheidend ist, wie Sie als Eltern die Situation angehen und welche Alternativen und Rahmenbedingungen Sie schaffen.
Aus meiner Erfahrung geht es hier um zwei wichtige Punkte. Der erste ist, dass Ihr Kind oder Jugendlicher nur dann wirklich eine Verhaltensänderung durchführt, wenn er oder sie selbst spürt, dass es möglich ist, Entscheidungen zu treffen, in diesem Fall die Entscheidung, weniger Medien zu konsumieren und sich stattdessen für das eigene Wohlgefühl zu entscheiden. Dabei stellt sich das Kind oft unbewusst Fragen: "Schaffe ich es, meine täglichen Entscheidungen zu ändern? Fühle ich mich geliebt und unterstützt, wenn meine Eltern mir ehrlich sagen, dass sie sich Sorgen machen? Bin ich sicher, wenn ich etwas Neues ausprobiere, das mir auch Freude machen könnte, oder werde ich unter Druck gesetzt, Dinge zu tun, die ich nicht mag?" Ihre Unterstützung in diesen Fragen und eine enge, vertrauensvolle Beziehung helfen, dass sich das Kind sicher genug fühlt, um gesunde Entscheidungen zu treffen.
Der zweite Punkt ist Ehrlichkeit. Es ist extrem wichtig, dass Sie als Eltern zeigen, dass Sie besorgt sind, und dass Sie auch offen darüber sprechen, warum. Teilen Sie mit Ihren Kindern und Jugendlichen, was Sie fühlen, wenn Sie Angst haben. Ein Beispiel für die Ehrlichkeit in der Kommunikation wäre: Statt zu sagen: „Du solltest aufhören, so viel Zeit vor dem Bildschirm zu verbringen, denn das hat viele Nachteile“, könnten Eltern ihre Gefühle offen und vertrauensvoll mitteilen: „Wir machen uns Sorgen um dich. Deine gute Laune ist uns wichtig. Wenn wir sehen, dass du viel Zeit mit Medien verbringst, haben wir Angst, dass es dir langfristig nicht gut geht. Wir sind nachdenklich, wie wir dich unterstützen können, damit du eine gute Zukunft hast.“
Dieser Ansatz fördert eine vertrauensvolle Beziehung und zeigt dem Kind, dass die Eltern aus Sorge handeln, nicht aus Kontrolle. Dies hilft ihnen, die Dinge aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Durch diese vertrauensvolle Beziehung bauen Sie eine Basis auf, die es Ihrem Kind erleichtert, Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen.