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Wie reduziere ich den Medienkonsum meines Kindes?

Medienkonsum ist nicht nur eine erzieherische Herausforderung, sondern hat auch biologische Grundlagen, die es zu verstehen gilt. Mit dem richtigen Wissen können wir bewusster handeln und langfristig den Medienkonsum unserer Kinder in gesunde Bahnen lenken.
Wie kann ich damit umgehen, wenn mein Kind nicht aufhören will, auf der Konsole oder am Handy zu spielen?
Warum ist das Thema so wichtig?

Medienkonsum ist so wichtig, weil er direkt das Belohnungssystem im Gehirn beeinflusst. Dopamin, das "Wohlfühlhormon", wird freigesetzt, wenn Kinder digitale Medien nutzen. Das führt zu kurzfristigem Glücksgefühl. 

Doch bei übermäßigem Konsum stumpft das Gehirn ab: Es braucht immer stärkere Reize, um das gleiche Glücksgefühl zu erzeugen. Kinder werden anfällig für diesen Dopamin-Kick, was zu Konzentrationsproblemen, Ungeduld und sogar Abhängigkeit führen kann. Der ständige digitale Reiz überlastet das Nervensystem und verhindert, dass Kinder erkennen, wie viel Freude auch andere Aktivitäten machen können oder dass sie sich entspannen können. Dieser dauerhafte Fokus auf digitale Medien raubt wertvolle Zeit, die Kinder oder Jugendliche mit anderen wichtigen Erfahrungen verbringen könnten und leider lässt sich diese verlorene Zeit der Kindheit nicht rückgängig machen.

Was passiert im Gehirn?

Bildschirmzeit wirkt auf das Gehirn von Kindern ähnlich wie eine Süßigkeit: Sie aktiviert das Belohnungszentrum und sorgt für die Ausschüttung von Dopamin, einem Neurotransmitter, der Wohlgefühl auslöst. Jetzt stellen Sie sich vor, ein Kind isst eine ganze Menge Süßigkeiten oder einen ganzen Kuchen alleine, nach einer Weile wird es sich nicht nur unwohl fühlen, sondern auch Schwierigkeiten haben. Diese Schwierigkeiten bedeuten, dass das Kind bald ein einfaches Stück Kuchen nicht mehr genießen kann, da sein Gehirn ständig nach größeren und stärkeren Reizen verlangt, um das gleiche Glücksgefühl zu erreichen.

Das sympathische Nervensystem wird aktiviert, wenn Kinder lange Zeit vor dem Bildschirm verbringen, da die ständige Stimulation durch visuelle und auditive Reize das Gehirn in einen Alarmzustand versetzt. Dieses System ist für „Kampf-, Flucht-, Freeze- oder Kollaps-Reaktionen“ zuständig – also wie der Körper auf stressvolle oder bedrohliche Situationen reagiert. Wenn das Gehirn im Alarmmodus steckt, läuft alles auf „Vollgas“: Die Herzfrequenz steigt, mehr Blut wird in die Muskeln gepumpt, die Atmung wird schneller, und Glukose wird ins Blut freigesetzt, um sofort Energie bereitzustellen.

In solchen Momenten wird es für das Kind oder den Jugendlichen schwierig, klar zu denken. Sie können ihre Emotionen nicht mehr regulieren und reagieren oft impulsiv. Diese Überstimulation führt auf Dauer zu einer Überreizung, die es extrem schwer macht, sich zu entspannen oder ruhigeren Aktivitäten nachzugehen, weil der Körper in einem ständigen Anspannungszustand gefangen ist.
Wie können Sie handeln?

All die wissenschaftlichen Erklärungen oben sollen Ihnen helfen, das innere System Ihres Kindes besser zu verstehen – warum es so auf Medien reagiert und welche Prozesse im Gehirn ablaufen. Doch dieses Verständnis allein wird leider nicht zu einer Verhaltensänderung führen. Strenge Verbote, tägliche Ermahnungen oder das Aufzeigen von Gefahren mögen kurzfristig wirken, doch sie lösen selten eine nachhaltige Veränderung bei Kindern und Jugendlichen aus. Entscheidend ist, wie Sie als Eltern die Situation angehen und welche Alternativen und Rahmenbedingungen Sie schaffen.

Aus meiner Erfahrung geht es hier um zwei wichtige Punkte. Der erste ist, dass Ihr Kind oder Jugendlicher nur dann wirklich eine Verhaltensänderung durchführt, wenn er oder sie selbst spürt, dass es möglich ist, Entscheidungen zu treffen, in diesem Fall die Entscheidung, weniger Medien zu konsumieren und sich stattdessen für das eigene Wohlgefühl zu entscheiden. Dabei stellt sich das Kind oft unbewusst Fragen: "Schaffe ich es, meine täglichen Entscheidungen zu ändern? Fühle ich mich geliebt und unterstützt, wenn meine Eltern mir ehrlich sagen, dass sie sich Sorgen machen? Bin ich sicher, wenn ich etwas Neues ausprobiere, das mir auch Freude machen könnte, oder werde ich unter Druck gesetzt, Dinge zu tun, die ich nicht mag?" Ihre Unterstützung in diesen Fragen und eine enge, vertrauensvolle Beziehung helfen, dass sich das Kind sicher genug fühlt, um gesunde Entscheidungen zu treffen.

Der zweite Punkt ist Ehrlichkeit. Es ist extrem wichtig, dass Sie als Eltern zeigen, dass Sie besorgt sind, und dass Sie auch offen darüber sprechen, warum. Teilen Sie mit Ihren Kindern und Jugendlichen, was Sie fühlen, wenn Sie Angst haben. Ein Beispiel für die Ehrlichkeit in der Kommunikation wäre: Statt zu sagen: „Du solltest aufhören, so viel Zeit vor dem Bildschirm zu verbringen, denn das hat viele Nachteile“, könnten Eltern ihre Gefühle offen und vertrauensvoll mitteilen: „Wir machen uns Sorgen um dich. Deine gute Laune ist uns wichtig. Wenn wir sehen, dass du viel Zeit mit Medien verbringst, haben wir Angst, dass es dir langfristig nicht gut geht. Wir sind nachdenklich, wie wir dich unterstützen können, damit du eine gute Zukunft hast.“ 

Dieser Ansatz fördert eine vertrauensvolle Beziehung und zeigt dem Kind, dass die Eltern aus Sorge handeln, nicht aus Kontrolle. Dies hilft ihnen, die Dinge aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Durch diese vertrauensvolle Beziehung bauen Sie eine Basis auf, die es Ihrem Kind erleichtert, Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen.
Mein Tipp für diese Jahreszeit: Nutzen Sie den Herbst bewusst, um den Medienkonsum zu reduzieren

Nutzen Sie die herbstliche Jahreszeit, um den Medienkonsum Ihres Kindes auf natürliche Weise zu reduzieren. Indem Sie gemeinsam mit Ihrem Kind die Sinneseindrücke des Herbstes erleben, schaffen Sie nicht nur eine tiefere Verbindung zur Natur, sondern fördern auch die Gehirnentwicklung und die emotionale Gesundheit. Es ist wichtig, dass Sie als Eltern nicht zu sehr auf das Thema Medienkonsum fixiert bleiben, sondern die praktischen Übungen einfließen lassen. So können Sie inaktives, aber tiefgreifendes Lernen ermöglichen, das Kinder und Jugendliche nachhaltig unterstützt.

Im Herbst verändern sich die Natur und die Umwelt drastisch: Blätter verfärben sich, die Temperaturen sinken, und die  Gerüche der Luft verändern sich. Diese Sinneseindrücke stimulieren das Gehirn der Kinder auf vielfältige Weise:

  • Neuroplastizität und multisensorische Erfahrungen: Forschung zeigt, dass multisensorische Erfahrungen die Gehirnentwicklung bei Kindern fördern. Die verschiedenen visuellen, akustischen und taktilen Eindrücke des Herbstes (z.B. das Rascheln von Blättern, der Duft von feuchtem Laub, das Gefühl der kälteren Luft) aktivieren und vernetzen unterschiedliche Gehirnareale. Dies verbessert die sensorische Integration und das Verständnis der Umwelt.

    Gehen Sie mit Ihrem Kind oder Jugendlichen auf einen Herbstspaziergang und aktivieren Sie dabei alle Sinne, indem Sie sie nicht nur nach den Farben der Blätter fragen, sondern auch die verschiedenen Geräusche, Düfte und das Gefühl der kühlen Luft wahrnehmen lassen, denn je mehr Sinne Sie gemeinsam ansprechen, desto effektiver fördern Sie die sensorische Integration und die Gehirnentwicklung.

  • Der Kreislauf der Jahreszeiten hilft Kindern, sich mit natürlichen Prozessen wie Veränderung, Loslassen und Erneuerung auseinanderzusetzen. Das Bewusstsein für diese natürlichen Zyklen im Herbst kann das Verständnis von Veränderung und Verlust auf einer emotionalen Ebene unterstützen.

    Beim Herbstspaziergang suchen Sie ein aktuelles Thema, das Ihr Kind oder Jugendlicher beschäftigt, wie den Schulanfang oder Veränderungen in Freundschaften, und integrieren Sie dies in die Diskussion über die natürlichen Prozesse des Herbstes, indem Sie beispielsweise erklären, dass es in Ordnung ist, dass Dinge sich ändern, ähnlich wie die bunten Blätter fallen, damit der Baum seine Energie für den Winter bewahren kann.

  • Der Herbst bietet durch seine Farben, Texturen und Veränderungen viele kreative Anreize. Das Basteln mit Naturmaterialien, das Beobachten der Veränderungen in der Natur und das Erzählen von Herbstgeschichten fördern die kreative Entwicklung der Kinder.

    Heilung geschieht, wenn die Gefühle integriert sind. Das heißt, als Eltern sollten Sie während eines Spaziergangs versuchen, Gefühle zu integrieren und diese in Worte zu fassen, indem Sie beschreiben, wie sich der Herbst anfühlt und das nicht in Frageform, sondern als aktives Tun. Je mehr Sie Ihre Gefühle in den Alltag einbringen, desto entspannter werden Sie beide. Erzählen Sie eine schöne Geschichte über den Herbst, lesen Sie gemeinsam eine Erzählung vor, schauen Sie sich einen Film über diese Jahreszeit an oder hören Sie ein Lied, das darüber handelt.


Genau hier setzen Ansätze wie die Waldorf-Pädagogik an, Sie nutzen die sinnlichen Reize des Herbstes, um die   Entwicklung der Kinder zu fördern und Stress zu reduzieren.

Fazit

Medienkonsum ist ein komplexes Thema, das Eltern nicht allein bewältigen müssen. Mit dem richtigen Wissen und einer ausgewogenen Herangehensweise können Sie den Medienkonsum Ihres Kindes effektiv steuern. Nutzen Sie die natürlichen Reize des Herbstes, um stressfrei und gesund mit diesem Thema umzugehen. Mehrere Übungen, die regelmäßig durchgeführt werden, können dazu beitragen, ein nachhaltiges Verhaltensänderung zu erreichen. Wenn Sie immer wieder Gefühle in Ihr aktives Tun mit Kindern und Jugendlichen integrieren, können Sie echte Interessen und Engagement fördern. Ich bin bereit, Sie als Eltern durch meinen Erziehungsführerschein tiefer in dieses Thema zu begleiten. Melden Sie sich gerne für ein kostenloses Online-Gespräch, um gemeinsam an Lösungen zu arbeiten.


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